Ethikkonzept

Kompetenzorientierung und Beitrag des Faches zur Bildung

In unserer westlich orientierten Welt fasst Ethik Handlungsnormen für das gesamte Spektrum menschlichen Lebens zusammen, für das Verhalten des Menschen zu sich selbst, zu der Gesellschaft oder Gemeinschaft sowie zu seiner Umwelt – immer mit der Intention, für ein gutes, gelingendes Leben zu sorgen und damit Regelungen dafür zu schaffen, was als korrekt und akzeptiert gilt und was aus dem Rahmen fällt. Der Ethikunterricht an unserer Schule umfasst sämtliche Verhaltensweisen, Bräuche und Werte sowie alle sittlichen Ansichten, Wertvorstellungen und Gefühle unserer Gemeinschaft. Er hat nicht den Anspruch einer universellen und allgemeingültigen Ausrichtung. Damit wird einer der größten Unterschiede zu den Kernfächern deutlich: Zu vielen Fragen, die im Ethikunterricht auftauchen, gibt es kein pauschales Richtig oder Falsch. Nahezu jede Antwort kann richtig sein, wenn ihr eine plausible Begründung zugrunde liegt. Unser Anspruch im Fach Ethik liegt darin, bei unseren Schülerinnen und Schülern die Grundlagen für die Fähigkeit zu einer ethischen Urteilsbildung zu legen sowie die Bereitschaft zum ethisch reflektierten Handeln zu entwickeln und zu fördern.

Um dies zu erreichen, bilden Persönlichkeitsbildung, Empathiefähigkeit, Konfliktfähigkeit, die Fähigkeit zur Urteilsbildung, gesellschaftliche Mündigkeit und die Herausbildung von Wertvorstellungen die zentralen Kompetenzen, die wir unseren Schülerinnen und Schülern als Werkzeuge mit auf ihren Bildungs- und Lebensweg geben. Dazu müssen auch Kenntnisse der Philosophie, Religions- und Sozialwissenschaften in den Ethikunterricht einbezogen werden.

Zur Entwicklung einer sinnfragenden Haltung zu alltäglichen und bedeutenden Fragen des Lebens, verbunden mit der Einsicht, dass nicht alle Fragen eindeutig beantwortbar sind, leiten wir die Kinder in unserem Ethikunterricht dazu an:

  • nachzudenken
  • Antworten zu suchen
  • Fragen zu formulieren
  • zu analysieren
  • zu diskutieren
  • sich Dinge vorzustellen
  • wahrzunehmen
  • sich bewusst zu werden
  • zu staunen
  • sich einzufühlen
  • sich hineinzuversetzen
  • Anteil zu nehmen
  • Verständnis zu entwickeln
  • Toleranz und Solidarität zu zeigen
  • Verständnis zu entwickeln
  • Kompromissbereitschaft zu üben
  • sich selbst als Teil der Natur zu sehen
  • Meinungen zu entwickeln und sich dafür einzusetzen
  • Regeln zu verstehen
  • abzuwägen, …

–> begründete Entscheidungen zu treffen und danach zielgerichtet zu handeln

Des Weiteren orientiert sich unser schulinterner Arbeitsplan am hessischen Lehrplan für das Fach Ethik an Grundschulen. Dieser sieht folgende Kompetenzbereiche vor:

1. Wahrnehmen und beschreiben
Die Lernenden nehmen sich und andere als einzigartig wahr. Gleichzeitig erleben sie sich aber auch in Beziehungen zu anderen Menschen und zur Umwelt. Die Selbstfindung und die Rollenfindung als soziales Wesen bedingen sich gegenseitig.

2. Verstehen und deuten
Die Lernenden verstehen und deuten individuelle und gemeinsame Erfahrungen und berücksichtigen unterschiedliche kulturelle und religiöse Weltanschauungen. Daraus entstehen reflektierte Menschen und Weltbilder, die gleichberechtigt nebeneinander stehen. Grundlage dafür ist die Entwicklung einer fragenden Haltung.

3. Erkennen und beurteilen
Die Lernenden erkennen Problemfelder in Lebenssituationen und gelangen zu eigenen Meinungen. Sie entwickeln ein ethisches Problembewusstsein, indem sie Zusammenhänge erfassen, darüber nachdenken und schließlich verschiedene Argumentationslinien abwägen. Daraus entstehen unterschiedliche Lösungsansätze und begründete Urteile.

4. Anteil nehmen und ausdrücken
Die Lernenden entwickeln Empathiefähigkeit, indem sie eigene Erfahrungen machen, zuhören und aufeinander eingehen. Auf dieser Grundlage wachsen Achtung und Toleranz. Die Lernenden drücken Wertschätzung und Anteilnahme aus und vermitteln anderen somit das Gefühl angenommen zu werden.

5. Verantwortung übernehmen und handeln
Jeder Lernende muss für sich selbst, sein soziales Umfeld und sächliche Gegebenheiten Verantwortung übernehmen und nach ethischen Maßstäben handeln, damit das Miteinander in Gemeinschaften und in der Gesellschaft gelingt.

Inhaltsfelder

Bei der Unterrichtsplanung gehen wir stets von den Erfahrungen und Bedürfnissen unserer Schülerinnen und Schüler aus, um auf alters- und kindgemäße Weise Neugierde, erste Einsichten sowie Handlungsalternativen anzubahnen. Anknüpfend an die früheren Erfahrungen des Kindes in seiner Familie, in Kita, Freundeskreis, Vereinen usw. setzen sich unsere Schülerinnen und Schüler mit ihrer individuellen wie sozialen Identität auseinander.

Auch hier orientiert sich unser schulinterner Arbeitsplan an den Vorgaben des hessischen Lehrplans, der folgende inhaltliche Konzepte und Verknüpfungen mit den Kompetenzbereichen vorsieht:

1. Ich und die Anderen
Die individuellen physischen und psychischen Grundbedürfnisse der Lernenden stehen im Mittelpunkt. Eigene Äußerungen über Erfahrungen und Gefühle treten im Gespräch in das Bewusstsein der Lernenden. Im Vergleich und in der Abgrenzung zu anderen Personen entwickelt sich das Selbstbild.

Jeder Mensch ist einmalig. Zu ihm gehören Stärken und Schwächen. Er erlebt grundlegende Gefühle wie Freude, Angst und Trauer und macht unterschiedliche Erfahrungen wie Erfolg und Misserfolg und lernt damit umzugehen. Mit anderen Menschen verbinden ihn Gemeinsamkeiten und Unterschiede.

2. Ich in der Gemeinschaft
Der Mensch ist ein soziales Wesen, das Gemeinschaft braucht. Das Miteinander gelingt, wenn man sich auf andere Menschen verlassen kann und wenn eine Gemeinschaft, im weiteren Sinne die Gesellschaft, Regeln einhält.

Als Teil menschlicher Gemeinschaften muss sich jeder Einzelne mit seinen Verantwortungsbereichen, seinen Pflichten und Rechten auseinandersetzen. Achtsamkeit und Wertschätzung im Umgang mit anderen sowie gegenseitige Hilfe sind notwendig. Dabei schafft Wahrheit Vertrauen, während Lüge Vertrauen bricht. Es bestehen Konflikte zwischen Sollen und Wollen des Einzelnen. Konflikte in Gemeinschaften haben Ursachen. Gruppen benötigen Regeln, denen Regelfindungsprozesse vorausgehen. Die „Goldene Regel“ ist dafür eine Leitlinie.

3. Ich und meine Zeit
Der Einzelne trägt für die Gestaltung seiner Tages- und Lebenszeiten Verantwortung. Diese hängen aber von Gegebenheiten und Ereignissen ab, die nicht immer beeinflussbar sind. Daher muss nach Lösungen gesucht werden, wie man damit umgeht.

Das Leben jedes Kindes ist geprägt von Strukturen und Gewohnheiten im Alltag. Bei der eigenverantwortlichen Mitgestaltung der Zeit in der Schule und der Freizeit kommen eigene Wünsche und Ziele zum Ausdruck. Dabei können sich Wünsche und Ziele für die eigene Zukunft entwickeln oder festigen. Lebenszeit ist einem stetigen Wandel ausgesetzt: „Alles hat seine Zeit“. Dazu gehören auch Fragen nach dem Lebensende und der Bewältigung von Trauer.

4. Natur und Umwelt
Um verantwortungsvoll mit der Natur, der Umwelt und der Vielfältigkeit der Menschen umzugehen, müssen diese in ihrem Wert geschätzt und geachtet werden. Diese Haltung entwickelt sich durch die Auseinandersetzung mit Natur und Umwelt. Jeder Mensch ist darüber hinaus mitverantwortlich, die Lebensbedingungen aller, auch der nachfolgenden Generationen, zu sichern.

Jeder Mensch ist durch eine bewusste Ernährung und Lebensführung für sich mitverantwortlich, um seine körperliche und geistige Gesundheit zu erhalten. Das Staunen über die Natur und ihre Vielfalt sowie die Einsicht in Abhängigkeiten des Menschen von der Natur tragen zu einer wertschätzenden Haltung gegenüber der Natur – Pflanzen, Tieren und Menschen – bei. Veränderungen, die durch die Eingriffe des Menschen in die Natur erfolgen, sind auch für nachfolgende Generationen bedeutsam. Die Umwelt des Menschen bietet Raum für verantwortliche Mitgestaltung. Alle benannten Kompetenzbereiche können mit den Inhaltsfeldern verknüpft werden.

5. Kultur und Religion
In der Auseinandersetzung mit der kulturellen und religiösen Vielfalt im eigenen Lebensumfeld entwickelt sich ein Bewusstsein für diese Vielfalt. Im Spannungsfeld von Religiosität, Weltbild und kultureller Zugehörigkeit ist es daher wichtig, nach ethischen Maßstäben zu urteilen und zu handeln.

Bräuche und Feste im Jahres- und Lebenskreis sind sinnstiftend. Menschen erkennen, dass Räume und Orte für andere eine besondere Bedeutung haben. Sie achten diese und setzen sie zu ihrem eigenen Leben in Bezug. Menschen- und Gottesbilder unterschiedlicher Weltanschauungen gelten als gleichberechtigt. Ein verantwortungsbewusstes Denken und Handeln führt zu einem dialogischen, wertschätzenden Miteinander der Kulturen und Religionen innerhalb der Gesellschaft.

Didaktisch-Methodische Grundlagen

So wie jeder Unterricht unserer Schule orientiert sich auch der Ethikunterricht an den heutigen didaktischen Anforderungen wie Teamfähigkeit, Selbstständigkeit und Schüleraktivität, immer im Einklang mit den jeweiligen inhaltlichen Themenfeldern der entsprechenden Jahrgangsstufe. Diese Grundvoraussetzungen betreffen jede Phase des Unterrichts, den klassischen Einstieg, die Erarbeitungszeit sowie die Vertiefungs- und Sicherungsphase. Grundsätzlich gilt, dass jeder Lehrer nach Thema, Zielsetzung und Lerngruppe seinen Unterricht individuell und mit methodischer Vielfalt planen und gestalten kann.

Methodenüberblick

Stundeneinstiege Erarbeitungsphase Vertiefung/Anwendung
Fantasiereise,
Mindmap,
Assoziation,
Ratefix,
Kiste packen,
Stolpersteine,
www-Methode,
Expertenbefragung
Anhörung,
Echospiel
Regiekarten,
Steckbrief,
Vier-Ecken-Spiel,
Arbeitstheke,
Assoziationsstern,
Wendetafel,
Richterspiel,
Museumsrundgang,
Placemat,
Tagesschau
Anwendungssituation,
Schnipselbild,
Kartencluster,
Auf-dem-Kopf-Methode,
Memo,
Schreibimpuls,
Akrostichon,
Live-View,
Fishbowl,
Mosaik

Der Ethikunterricht umfasst 2 Wochenstunden, die an der Pestalozzi-Schule im Block als Doppelstunden stattfinden. Eine Unterrichtseinheit sollte im Schnitt 10-12 Wochenstunden betragen. Dies gilt jedoch nur als grobe Richtlinie, da jeder Ethiklehrer eigene Schwerpunkte setzen sowie situations- und umfeldbezogene Bedingungen jederzeit berücksichtigen sollte.

Stand: Juni 2019

Kontakt

Pestalozzischule
Hubertusstraße 1–5
65203 Wiesbaden

Tel. 0611 73 22 88 11
Mail pestalozzischule@wiesbaden.de

Unterrichtszeiten

offener Anfang07.45 – 07.55 Uhr
1. Schulstunde08.00 – 08.45 Uhr
2. Schulstunde08.45 – 09.30 Uhr
Hofpause09.30 – 09.50 Uhr
Gemeinsames Frühstück09.50 – 10.00 Uhr
3. Schulstunde10.00 – 10.45 Uhr
4. Schulstunde10.45 – 11.30 Uhr
2. Hofpause11.30 – 11.45 Uhr
5. Schulstunde11.45 – 12.30 Uhr
6. Schulstunde12.30 – 13.10 Uhr