Sprachförderung

Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.

Ludwig Wittgenstein

Grundsätzliches

Sprache stellt eine Schlüsselqualifikation für schulisches Lernen und gesellschaftliche Teilhabe dar.

Sie ist für das Verstehen und Erlernen fachlicher Inhalte eine wesentliche Voraussetzung.

Sprachförderung kann deshalb nur gelingen, wenn in allen Unterrichtsbereichen sprachsensibel unterrichtet wird.

Hierzu gehören z.B. das Verbalisieren von Rechenwegen, die Klärung von Fachbegriffen im Sachunterricht, Begriffsklärung bei Texten sowie das Beschreiben oder Zusammenfassen von Aufgabenstellungen. Fachlernen ist immer auch mit Sprachlernen verbunden.

Das Erlernen des Deutschen als Zweitsprache kann aber nicht nur in gesteuerten unterrichtlichen Zusammenhängen stattfinden. Sprache muss in vielerlei Bezügen außerhalb von Unterricht, z.B. beim Spielen, beim Einkaufen, im Sportverein und im Elternhaus erlernt und angewendet werden.

Unerlässlich ist deshalb, die Eltern in den Sprachlernprozess mit einzubeziehen.

Voraussetzungen an der Pestalozzischule

Die Pestalozzischule besuchen ca. 150 Kinder. Davon haben 3 -4 % keine und ca. 10 % nur geringe Deutschkenntnisse.

Das Sprachförderkonzept der Pestalozzischule umfasst folgende Bereiche:

  1. Vorlaufkurs
  2. DAZ-Kurs
  3. DEU-Förderkurs
  4. Sprachsensibler Unterricht

Besondere schulische Förderung vor Schuleintritt

1. Vorlaufkurs

1.1. Gesetzliche Grundlagen

Im Hessischen Schulgesetz werden in der VOGSV §49 vom 13.05.2013 und §9 (5) VOBGM die Rechtsvorschriften für den Besuch des Vorlaufkurses geregelt, der ein freiwilliges Angebot zur Vorbereitung des Schulanfangs ist und zusätzlich zum Besuch eines Kindergartens von schulischer Seite angeboten wird.
Die Schülerinnen und Schüler sollen so gefördert werden, dass sie befähigt werden, die deutsche Sprache zu sprechen, um entsprechend ihrer Eignung gleiche Bildungs- und Ausbildungschancen zu erhalten. Damit soll zugleich ein Beitrag zur gesellschaftlichen Integration dieser Schülerinnen und Schüler geleistet werden.

Weiterhin ist geregelt, dass vorschulische Förderung der Deutschkenntnisse dann einsetzen muss, wenn eine Zurückstellung eines schulpflichtigen Kindes aufgrund seiner mangelnden Fertigkeiten der deutschen Sprache droht.

1.2. Aspekte des Förderns im Vorlaufkurs

Die Förderung von Kindern mit Migrationshintergrund umfasst im Vorlaufkurs folgende Bereiche:
– Förderung der eigenen Sprachkompetenz in der Zweitsprache im auditiven, sprachlichen und kognitiven Bereich.
– Förderung der kulturellen Aufgeschlossenheit
– Förderung der eigenen sozialen Kompetenzen im eigenen Agieren mit anderen Kindern und Erwachsenen
– Individuelle Förderung der Sprachentwicklung jedes einzelnen Kindes
– Stärkung der eigenen sozialen Kompetenz durch das Vertraut werden mit der schulischen Umgebung und schulähnlichen Ritualen

1.3. Didaktische Methoden im Vorlaufkurs

– Begrüßungs- und Verabschiedungsrituale
– Sprechspiele, Würfelspiele, Bewegungsspiele zur Festigung von Reimen und
neuen Wörtern
– Singen von Liedern
– verschiedene Sprechanlässe (z.B. Bildbeschreibungen)
– malen, basteln, schneiden, kleben

Der Lernprozess beinhaltet Hören, Verstehen, Handeln und Sprechen. Hier soll die Freude im Umgang mit der deutschen Sprache im Vordergrund stehen.

1.4. Themen im Vorlaufkurs

– Das bin ich
– Familie
– Körperteile
– Kleidung
– Einkaufen
– Obst und Gemüse
– Wohnen
– Tiere
– Gefühle
– Durch das Jahr
– Schulmaterial

Die Stundenzuweisung des Vorlaufkurses ist abhängig von der Schülerzahl. Er findet in einem dafür ausgestatteten Förderraum statt und wird von einer Grundschullehrerin erteilt.
Bei Eintritt in den Kurs wird, im gemeinsamen Gespräch mit den Eltern, ein Beobachtungsbogen angelegt. Hier werden der Sprachstand und die Situation in der Familie dokumentiert. Im Laufe des Schuljahres werden die Fortschritte des Kindes evaluiert.
Am Ende des Schuljahres wird geprüft, ob die Voraussetzungen zum Besuch des
1. Schuljahres erreicht sind oder ob der Besuch einer Vorklasse angeraten wird. Zum Abschluss findet ein Beratungsgespräch mit den Eltern statt.

Im Vorlaufkurs wird mit folgendem Material gearbeitet:
Die Sprachfördermaßnahmen werden nach dem Konzept des Finkenverlages „Frühe Sprachbildung Vorkurs“ durchgeführt. Darüber hinaus wird mit dem Material „Wir verstehen uns gut“, Ökotopia-Verlag und „Hören, lauschen, lernen“, Verlag Vadenhoeck & Ruprecht gearbeitet.

Förderung durch besondere schulische Angebote nach Schuleintritt

In § 45 VOGSV wird das Ziel der schulischen Förderung wie folgt formuliert:

„Schülerinnen und Schüler nichtdeutscher Herkunftssprache sollen in Erfüllung der in den § 3 Abs. 14 des Schulgesetzes niedergelegten Grundsätze so gefördert werden, dass sie befähigt werden, die deutsche Sprache in Wort und Schrift zu beherrschen, entsprechend ihrer Eignung gleicher Bildungs- und Ausbildungschancen zu erhalten und zu den gleichen Abschlüssen geführt zu werden wie ihre Mitschülerinnen und Mitschüler deutscher Sprache. Damit soll zugleich ein Beitrag zur gesellschaftlichen Integration dieser Schülerinnen und Schüler geleistet werden.“

DaZ -Kurs

Aufbauend auf den Kenntnissen aus dem Vorlaufkurs dient der DaZ-Kurs den Schülern zunächst zur Erweiterung ihrer mündlichen Sprachkompetenz. Neben der Alltagssprache richtet sich der Fokus jetzt zunehmend auf die Bildungssprache und den Erwerb oder Ausbau der Schriftsprache.
Viele Spracherfahrungen, die ihre gleichaltrigen Mitschüler bereits gemacht haben, fehlen diesen Kindern. Bei der überwiegenden Anzahl der Familien wird zuhause die Muttersprache gesprochen. Die Folge ist, dass sie erhebliche Schwierigkeiten haben: Geringer Wortschatz, fehlende Lesekompetenz, Schwierigkeiten im mündlichen und schriftlichen Bereich den grammatischen Regeln zu entsprechen.
Am Anfang stehen der Erwerb von Buchstaben, Lauten, Silben, Wörtern und Sätzen.
Danach folgt die weitere Entwicklung der Schriftsprache zum eigenen Schreiben von Sätzen und Texten. Hierbei werden grammatische Strukturen angebahnt.
Das Leseverstehen spielt eine weitere, große Rolle im DaZ -Unterricht. Neben Übungen zur Weiterentwicklung der Lesefertigkeit erhalten die Kinder auch Gelegenheit, das sinnentnehmende Lesen zu verbessern und gemeinsam über Texte zu sprechen.
Ein wichtiges Ziel der DaZ-Kurse besteht schließlich darin, das Selbstbewusstsein hinsichtlich der sprachlichen Fähigkeiten zu stärken. Entscheidend ist deshalb eine bewertungsfreie Lernatmosphäre, die zum Sprechen ermutigt.
Der DaZ – Kurs wird in Kleingruppen im Jahrgang von Lehrkräften erteilt. Idealerweise übernimmt die Deutschlehrerin auch den DaZ-Kurs, da sich die Lerninhalte am Deutschunterricht orientieren und so gezielt auf Schwächen der Kinder eingegangen werden kann. Die Kinder können je nach Sprachniveau auch klassen- oder jahrgangsübergreifend zusammengefasst werden. Bei der gemeinsamen Nutzung der Sprache lernen sie nicht nur durch den Kontakt zum Sprachvorbild (Lehrkraft), sondern mit- und voneinander.

In den DaZ -Kursen wird mit folgenden Materialien gearbeitet:

– Bildkarten zur Sprachförderung (Verben, Adjektive, Einzahl- Mehrzahl)
– Silbendominos
– Wort- und Bilddominos
– Ting-Hörstift
– Werkstatt DaZ: Einschleifen einfacher Satzmuster, Grundwortschatz, Situationsbilder
– „Komm zu Wort“ Finken Verlag

Deutsch-Förderkurs

Der Deutsch-Förderkurs findet in einer kleinen Lerngruppe zusätzlich zum regulären Unterricht auf Empfehlung der Klassenkonferenz statt, in der die Schüler individuell gefördert werden.

Folgende Schwerpunkte bestehen:
– Gesprächskreis: Hier üben die Schüler in ganzen Sätzen einen Sachverhalt darzustellen.
– Textverständnis: Hier lernen die Schüler inhaltliche Fragen zu einem Text zu bearbeiten.
– Übungen zu Grammatik
– Übungen zur Rechtschreibung

Im Förderkurs werden aktuelle Inhalte des Deutschunterrichts vertieft, z.B. Diktatvorbereitung, Üben für eine Klassenarbeit, Wortarten, Fragen zum Text, Lesetraining.
Dieser sollte möglichst vom Deutschlehrer gehalten werden.

Sprachsensibler Unterricht

Erfolgreiches schulisches Lernen braucht das Verständnis des sprachlichen Inputs. Sprachbildung erfolgt deshalb nur bei Beteiligung aller Unterrichtsfächer.

Basierend auf dem WEGE – Konzept (Wortspeicher, Einschleifübungen, Ganzheitliche Übungen und Eigenproduktionen) können folgende Methoden genutzt werden:
– Wortspeicher in den Klassen (Deutsch, Mathe, Sachunterricht)
– Wiederholen z.B. von Satzmustern
– Einschleifen z.B. von Satzmustern
– Gemeinsames Lesen und Vorlesen (Begriffsklärung)
– Aufbau und Sicherung des Grundwortschatzes
– Freies Schreiben eigener Texte
– Lieder, Verse und Zungenbrecher (Musik)
– Rhythmisierung und Ritualisierung
– Lernwerkstatt (PC – Programm)
– Praktisches Tun

Das Entwicklungsziel besteht darin Kompetenzen im Lesen, Hörverstehen, Rechtschreiben, Textverständnis und der Textproduktion zu erlangen.

Sprachförderung im Schulleben

Sprachförderung spiegelt sich auch in unserem Schulleben als Aufgabe für alle in allen Lebens- und Lernbereichen wieder. Sie richtet sich nicht nur an Kollegen und Schüler, sondern auch an die Erziehungsberechtigten.

Auch im Schulleben bildet sich der übergreifende Ansatz wieder. Die Schülerinnen und Schüler haben die Möglichkeit die Schulbücherei zu nutzen. Zusätzlich können sie die Unterstützung von Lesepaten, die in fast allen Klassen eine Stunde in der Woche ehrenamtlich tätig sind, in Anspruch zu nehmen. Gemeinsame Schulaktivitäten (Lichterfest, Einschulungsfeier, Abschlussfeste, Jahreszeitenfeier usw.) fördern das Lernen im sozialen Kontext. Dazu gehört auch das Lernen in jahrgangsübergreifenden Projekten (Projekttage oder Projektwochen, regelmäßige Wandertage, der Besuch des Weihnachtsmärchens, gemeinsame Schulausflüge und eine Klassenfahrt im 3. Schuljahr) schaffen vielfältige Sprachsituationen. Die Chor–AG der Schule und die vielfältigen AGs aus dem Betreuungsbereich ergänzen dies.
Auch der Klassenrat in jeder Klasse bietet sprachliche Auseinandersetzung. Der installierte Schülerrat ermöglicht auf übergeordneter Ebene Kommunikation und Partizipation für alle Kinder der Schule.

Ausblick

Das Kollegium bildet sich kontinuierlich im Bereich „Sprachsensibler Unterricht“ fort. Eine Kollegin besuchte eine Fortbildung „Sprachförderung mit dem Tablett – PC“. Die Fachbereichsleiterin hat begonnen sich mit dem Themenschwerpunkt „Experimentieren im Sachunterricht und seiner Auswirkung für den Sprachunterricht“, zu befassen. Dazu stehen drei Einheiten „Schwimmen und Sinken“, „Aggregatzustände“ und „Müll und Müllvermeidung“ zur Verfügung und sollen sukzessive für alle Kolleginnen und Kollegen eingeführt werden. Das gesamte Kollegium hat bereits einen Pädagogischen Tag zum Thema „Sprachförderung/Sprachsensibler Unterricht“ festgelegt. Weitere Vorgehensweisen werden kontinuierlich im Team besprochen, entwickelt und fortgeschrieben.  

 

Die Umsetzung des vorgelegten Sprachförderkonzeptes ist nur erfolgreich umsetzbar, wenn ausreichend Stunden und ausgebildetes Personal zugewiesen werden.

Kontakt

Pestalozzischule
Hubertusstraße 1–5
65203 Wiesbaden

Tel. 0611 73 22 88 11
Mail pestalozzischule@wiesbaden.de

Unterrichtszeiten

offener Anfang07.45 – 07.55 Uhr
1. Schulstunde08.00 – 08.45 Uhr
2. Schulstunde08.45 – 09.30 Uhr
Hofpause09.30 – 09.50 Uhr
Gemeinsames Frühstück09.50 – 10.00 Uhr
3. Schulstunde10.00 – 10.45 Uhr
4. Schulstunde10.45 – 11.30 Uhr
2. Hofpause11.30 – 11.45 Uhr
5. Schulstunde11.45 – 12.30 Uhr
6. Schulstunde12.30 – 13.10 Uhr